Karriere ruinieren, aber richtig.

Karriere // 27. April 2019 // Florian Prittwitz-Schlögl // Beruf

Zu viel Selbstoptimierung auf allen Kanälen. Keine Lust mehr auf "höher schneller weiter". Lass den Spieß Mal umdrehen: kannst Du Deine Karriere ruinieren? Aber so richtig?

Karriere ruinieren Nr. 1: Stelle sicher, dass niemand mitbekommt, was Dir wichtig ist und etwas bedeutet, am allerwenigsten Du selbst

Dein Vorgesetzter geht Dir mit homophoben Witzen auf den Senkel? Lach mit! Deine Klientin serviert Dich nach Monaten gemeinsamer Arbeit von einem Tag auf den anderen ab? Schwamm drüber! Dir kommen fast die Tränen, wenn Du Leute siehst, die tagsüber Freunde treffen, während Dir zwischen Shanghai und New York 80-Stunden-Wochen in drei Zeitzonen den letzten Nerv rauben und Du den Geburtstag Deiner eigenen Tochter vergessen hast? Smile - you're on camera!

So bereitest Du im Handumdrehen Deinen Nervenzusammenbruch vor, mit dem Du Dich für die nächsten Jahre reputationsmäßig dermaßen aufs Abstellgleis stellst, dass Du gleich da bleiben kannst.

Schritt Nr. 2: Laufe jedem Selbstoptimierungstrend hinterher - aber hüte Dich vor substanzieller Reflexion

Ballere Dich zu mit allem, was Du an Podcasts, Büchern und Videos finden kannst. Bingewatche TED-Talks, downlade Tagesplanungssheets und versuche, alles was an Trends durch LinkedIn geflattert kommt, umzusetzen. Möglichst viel, möglichst am Puls der Zeit - und so, dass es jeder mitbekommt.

So schlägst Du zwei Fliegen mit einer Klappe: einerseits stellst Du sicher, dass Deine Selbstzweifel dick und fett werden vor lauter "du sollst", "du musst" und "Anni macht das auch". Tanzende Saboteure sind ein wunderbares Mittel, um jeden Reifungsschritt zu Charisma und Souveränität gründlich zu untergraben und sicherzustellen, dass Du allen als nervös, überspannt und potenziell manipulierbar giltst- und dementsprechend jedes Harakiriprojekt als "Development Opportunity" um den Hals gebunden bekommst. 

Und ganz nebenbei stellst Du sicher, dass Dir ernsthafte Reflexion mit echten Konsequenzen erspart bleibt, samt der unschönen Nebeneffekte wie Profilbildung, Erreichen Deiner Ziele im Leben, finden Deines Purpose, befriedigende Anerkennung und sinnstiftende Arbeit.

Karriere ruinieren Nr. 3: Verprelle potenzielle Freunde, Mentoren und Partner, indem Du tunlichst vermeidest, ehrlich über Deine und empathisch über deren Interessen zu sprechen

Du würdest gerne Urlaub nehmen? Sag es keinem, und überrasche Deine Vorgesetzte mit einem schriftlichen Urlaubsantrag nebst anwaltlichem Schreiben bezüglich Deiner Rechte 3 Tage vor Abflug, am besten mitten im heißen Herbst. Du willst, dass Dein Team für ein wichtiges Meeting überperformt? Besprich das keinesfalls zu früh mit ihnen. Schirme sie von dieser Information ab, bis sie nicht mehr auskönnen. Dann stell sie vor vollendete Tatsachen, bring Dich im Stress selbst mit detailliertesten kritischen Inputs ein und lass Deinen Stress an ihnen aus. Und hat Deine Organisation eine Phase der Unsicherheit zu überwinden? Dann zeig bloß nicht, dass Du Zweifel hast, sondern tu so, als wüsstest Du alleine, wie es richtig geht. Suche auf keinen Fall ehrliche Gespräche über Themen wie Glück, Arbeit oder Persönlichkeit.

Passiv-aggressives Verhalten ist überhaupt der Königsweg zum Jobcenter. Du bringst alle gegen Dich auf, weil niemand Dich einschätzen kann und Du im Zweifelsfall mit harten Bandagen kämpfst. Und selbst bekommst Du auch selten, was Du wirklich willst. Du weißt ja nicht Mal genau, was das ist.

Viel Spaß beim Ruinieren Deiner Karriere!

Karriere // 27. April 2019 // Florian Prittwitz-Schlögl // Beruf

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Autor

Florian ist Blogger, Coach und Entwicklungspartner für Persönlichkeit & Leadership bei Weltgestalter Coaching.

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